Samstag, 8. August 2015

Paul Simon´s Graceland

Paul Simon - Graceland


aufgenommen: Oktober 1985 - Juni 1986
Label: Warner


`Graceland` ist eines der besten Alben, die je aufgenommen wurden.
Paul Simon war nicht lange solo unterwegs, man kennt ihn im super erfolgreichen Duo, Simon & Garfunkel. Paul Simon ist und bleibt einer der besten Songschreiber unserer Zeit, keine Frage also, dass ein Soloalbum zum Superhit werden würde.
1987 wurde ein live Konzert veranstaltet, das man bis heute in den Mediatheken finden kann. Die Aufnahmen sind unter Graceland: the african concert zu finden.
Ich wurde auf die Platte aufmerksam, weil mein Vater sie schon schnell in seine LP Sammlung aufnahm. Er spielte sie mir stolz vor, als ich als Unerfahrene nur das Cover betrachtete und neugiereig wurde. Das Cover zeigt einen afrikanischen Reiter auf einem Pferd, fast wie eine Höhlenzeichnung.

Das Intro, das erste Lied, ist das perfekte Intro, Paul Simon singt, nein, es ähnelt einer erzählten Geschichte. Eine Geschichte, die auf so charmante Weise beginnt, man will auf keinen Fall verpassen wie es weiter geht. Er taucht ein in die Geschichte eines
`Boy in the bubble` 4:00 - 1.
Paul Simon schafft es mit seiner Lyrik und seiner eingehenden Melodie einen zu vereinnahmen. Man kann es nicht glauben was man hört. Man tanzt schon mit.

Es nahtlos weiter (natürlich nur, wenn man die Platte/CD hat und einen CD-Spieler benutzt - spotify nervt):
"The Mississippi Delta was shining like a national guitar... I´m going to Graceland"
`Graceland` 4:51 - 2.
Ich als absoluter Elvis Fan konnte es nicht glauben. Dieser Musiker, der mir unbekannt war, sang davon wie er Elvis auf den Spuren war...
Dazu muss ich erwähnen, dass Elvis-Platten auch sehr wohl vertreten waren in der LP Sammlung meines Vaters. Und eigentlich wollte ich wenn wir zusammen saßen und Musik hörten nur Elvis hören. Ich denke auch mein Vater war froh, dass wir uns auf ein anderes Stück Musikgeschichte einigen konnten.
Man muss bei dieser Musik immer wieder mal die Augen schließen, sich den klaren Tönen der elektrischen Gitarre hingeben. Immer wieder bin ich überrascht über den hübsch arrangierten Chor, der die Musik unterstützt. Und das nicht besonders aufdringlich sondern eher zu Ende jeden Songs.

Drittes Lied, mittlerweile hat man begriffen, dass es Sommer ist, oder dass man gedanklich schon in Afrika steckt.
`I know what I know` 3:13 - 3.
Und jetzt kommt der Frauenchor. Die Gesänge, die Sprachen vermischen sich, Afrikaans mit dem Englischen, dem Gesang von Paul Simon. Und hier wird wieder klar, welch extrem talentierter Sänger Paul Simon ist. Er scheint klein, seine Stimme eher freundlich aber wer mit einer Gruppe Afrikaner mithalten kann, der hat´s eben einfach geschafft. Seine Stimme ist und bleibt kraftvoll, extrem rhythmisch, und man will einfach mitsingen.

Das Akkordeon wieder. Was macht es da? Ist es überhaupt eins? Ich verstehe so viel von diesem Album und doch gar nichts!
`Gumboots` 2:45 - 4.
Und wieder geht die Geschichte weiter und macht das Album zu einem Rätsel. Wovon redet er eigentlich? Unweigerlich setzt man sich, der Fuß wippt, das Doppelkinn schwingt und
he "was having this discussion in a taxi heading downtown...
I was walking down the street when I thought I heard this boy say
hey, we´re walking down the same street on the very same day..."
Und ist es nicht genau das, was man denkt, wenn man an einem lauen Sommertag die Straße runtergeht?

Mittlerweile schon bei der Hälfte des Albums angekommen. Alle Lieder bis jetzt scheinen sehr kurz und von einer Schnelligkeit, man wünscht sich mehr Länge, aber wie gesagt, man will unbedingt den Ausgang der Geschichte erfahren.
´Diamonds on the soles of her shoes´ 5:48 - 5.
Und das ist der Moment, wenn Du Deinen besten Freund anrufst und ihn fragst: Hast Du schon das neue Album von Paul Simon gehört? (ok, mittlerweile ist es nicht mehr neu) Aber definitv so war das damals. Ich habe meine langjährige Freundin angerufen und ihr aus dem Album vorgespielt. Wie? Klar, ich hatte die LP abgespielt und den Kassettenrekorder direkt neben den Lautsprechern platziert und eine saubere Kassettenkopie angefertigt. Handbeschriftet und an meine Freundin geschickt. Natürlich hatte sie schon von der Platte gehört (sie ist nämlich auch nicht von schlechten Eltern - ok, ihre Eltern stammen aus Südafrika und hatten wahrscheinlich eine 1986er Erstpressung im Schrank). Aber sie war sehr froh
"tananana tananana tanana tananana atanaa atanananana tanana"
eine Version für sich und ihren zimmereigenen Kassettenrekorder zu haben.
Unglaublich. Wie unglaublich oft wir diese Platte zusammen gehört hatten. Sogar meinen Vater konnte ich überraschen wie schnell ich den Text drauf hatte.

Und schon sind wir bei der Single, die tatsächlich auch als Musikvideo auftauchte. Und überraschenderweise auch mit einem Schauspieler, Chevy Chase, der dem jungen Paul Simon sehr ähnlich sah. Im Video sitzen sie nebeneinander und Chevy Chase ist bestimmt zwei, drei Köpfe größer als Paul. So süß. Zuckersüß wie sie singen, tanzen, Flöte spielen, im sitzen tanzen ... Ein feel good Hit mit einem feel good Musikvideo. Ich liebte damals schon die Kreativität.
´You can call me Al´ 4:40 - 6.
Und schon wieder fragt man sich, wer ist dieser Al?
Und das ist die Magie an Simon´s Musik. Es geht wahrscheinlich um Paul Simon aber es ist unmöglich zu entziffern. Warum, wieso und wie genau? Wieviele Leute verschiedene Theorien dazu hatten. Und das ist doch Poesie! Eine andauernde Interpretation, die immer wieder von Neuem Spaß macht. Neue Lösungswege, die sich ergeben indem man darüber rätselt.

Und zack, ein orchestrales Peng und wir sind bei meinem Lieblingslied. Wenn das bei diesem Album irgendwie möglich ist, denn ich liebe jeden einzelnen Ton.
´Under african skies` 3:37 - 7.
"Joseph´s face was black as the night"
Die Frauenstimme, die hohen Töne und wieder die soften Töne, die tatsächlich under african skies verschwinden. Traumhaft. So oft haben wir es kopiert. So oft geübt, wir hätten damit auftreten können.

Ok, ich habe gelogen,
`Homeless` 3:48 - 8.
ist mein Lieblingssong. Da meine Freundin ja Südafrikanerin ist, waren wir sogar ziemlich sicher, die richtigen Worte gefunden zu haben. Wenn uns doch nur jemand zugehört hätte, als wir ein zwölfköpfiger afrikanischer Chor waren. Ja, das ist möglich. Besonders wenn man sich selbst auf Kassette aufnimmt und beim abspielen wieder drüber singt. Ich sag doch wir waren damals schon Profis.

`Crazy Love Vol II` 4:19 - 9.

Und wieder kann man nicht glauben, was man gerade gehört und dann geht der afrikanische Traum auch schon weiter.
´that was your mother` 2:53 - 10.
Wenn man Musik in seinem Herzen und Wohnzimmer hat, braucht man diese Welt fast nicht zu bereisen. Man reist zusammen mit den guten Alben um die Welt. Hört ehrfürchtig den fernen Stimmen zu und findet sich in der Wärme der Musik wider. Mit allen Kulturen der Welt tanzend.
´all around the world or the myth of fingerprints´ 3:15 - 11.

Ja, ich habe dieses Album verinnerlicht.
Viel Spaß beim anhören.
enjoy
J

findet mich hier:
Twitter: jeyproductions1
insta: jeyproductions1
youtube: jeyproductions aka youcantleavethisempty